Die Umsatzsteuer könnte kippen
In der Septemberausgabe von Cost&Logis war schon zu lesen, wer alles was befürchtet, wenn die Umsatzsteuer wieder auf 19% angehoben wird. Irgendwie glaubten viele schon da nicht so recht an ein perfektes Wahlergebnis. Ohne FDP fehlt der Hotellerie nun ein Anwalt in den Sondierungsgesprächen. Die CSU wird sich festbeißen, die CDU benötigt wohl dringend ein neuen Koalitionspartner. Steuererhöhungen sind zwar immer schlecht, aber man muss der Gegenseite ja etwas anbieten. Was passt da besser als eine beim Volk nicht gemochte, da nie plausibel erklärte „Mövenpicksteuer“?
Vielleicht halten Sie mich ja für pessimistisch, aber ich bevorzuge den Ausdruck weitsichtig. Nur wer vorbereitet ist, kann Probleme sachlich angehen und auch lösen. Zumal die Hotellerie momentan nicht gerade vor wenigen Problemen steht. Der Eigenvertrieb funktioniert in weiten Teilen der Branche nicht oder treibt seltsame Stilblüten. Die Distributionskosten steigen ebenso schnell wie die Energiekosten und dann steht die wohl wegfallende Ratenparität vor der Tür. Vor zehn Jahren wurde die Parität hoch gelobt, dann verdammt und plötzlich wissen viele gar nicht, was sie mit seiner Ratenfreiheit anfangen soll. Dazu kommt der Aspekt einer fehlenden Ausrichtung & Philosophie in vielen Häusern, die ich eher als beliebig und dadurch aber auch unauffällig bezeichne. Aus unauffällig kann leider schnell überflüssig werden. Mit dem Fallen der Ratenparität befürchte ich eine Verschärfung im Preiskampf. Die Portale werden sich ihre Partner aussuchen und in anderer Form binden. Vielleicht orientieren sie sich auch an Google und lassen sich vermehrt über Clicks bezahlen. Auf alle Fälle werden die ohnehin schon abgewetzten, verwohnten Häuser ihr Heil im Billigsegment suchen. Egal, ob sie mal 3, 4 oder gar 5 Sterne verliehen bekamen, weil die das Kriterium des Hakens im Badezimmer erfüllten, jeder kennt in seiner Stadt die Kandidaten, die eigentlich diese Sterne nicht mehr tragen dürften.
Vielleicht kommt es dadurch schneller zur Schließung dieser Hotels, wenn die Umsatzsteuer wieder steigt. Wer immer auf dem Billigpreis geritten ist, wird bei Rücknahme der Steuerabsenkung schwer leiden. Steigende Kosten für Heizung, Strom und Kommissionen dürften die 12% Ersparnis mittlerweile aufgefressen haben. Daher könnte die Rückkehr der 19% die knappe Gewinnmarge schnell in ein negatives Ergebnis verwandeln. Ich hoffe dabei nur, dass Hotels, die in gutes Fachpersonal investiert haben, ihren sicheren Platz am Markt schon gefunden haben. Verlust von Mitarbeitern geht immer einher mit Serviceabbau. Und gerade damit haben sich viele auf den Bewertungsportalen etabliert. Wer bis heute nicht in den Logisumsätzen von seinen Investitionen in Hotel und Mitarbeiter profitiert hat, wird sofort stark unter Druck geraten.
Vor der Hotellerie stehen viele zu bewältigende Aufgaben. Eine Verschärfung des Preiskriegs ist auch ohne die Rücknahme der Steuerabsenkung zu erwarten. Um dort zu bestehen und auch alle künftigen Herausforderungen zu meistern, muss innerhalb der Branche schneller umgedacht werden. Denken Sie endlich online – aber in alle Richtungen. HRS besitzt längst keine Monopolstellung mehr. Längst verzeichnen andere Anbieter größere Leistungszuwächse. Google wird, nachdem alle Startversuche erfolgreich waren, kurzfristig in den Markt sehr dominant einsteigen. Bewertungsportale müssen viel mehr genutzt werden, denn sie ermöglichen Ihnen sich unabhängig von vergebenen Hotelsternen zu etablieren. Die Lindner Hotels räumen diesem Bereich einen eigenen Platz in der Navigation auf der Homepage ein. Und zwar an dritter Position!
Kürzlich gab es eine angeregte Diskussion im Netz, weil ein Hotel in Bremen einen, mal nett umschrieben, unzufriedenen Gast deutlich die Meinung geigte. Nach vielen Diskussionsbeiträgen, ob man so mit Gästen umgehen darf, kam ich zu dem Fazit, dass es wohl mal sein muss. Zu mindestens dann, wenn ein Hotel sehr unfair bewertet wurde. Es schreckt sicher künftige Bewertungsverdreher mit Geld-zurück-Mentalität ab. Sollte aber die Ausnahme bleiben. Ich stehe für einen offenen, freundlichen und vor allem professionellen Umgang in den Portalen. Animieren Sie Ihre Gäste und treten Sie aktiv mit in die Kommunikation ein. Am besten auf Bewertungsportalen, wo es keine Fakes geben kann.
Ihre Homepage muss nicht nur gut aussehen, sie muss auch eine emotionale Aussage haben. Wenn der Gast beim Anblick denkt, „da möchte ich auch hin…“, sind Sie schon einen großen Schritt weiter. Aber dann kommen die Verknüpfungen, Tools, Verlinkungen. Nicht mehr Küche und Kellner stehen im Fokus, sondern Ihr Internal Branding und dann Internet, Internet, Internet.
Trotz des Erfolgs des Billiganbieters Dacia in einem Kundensegment, werden in der Automobilbranche auch immer neue Verkaufsrekorde bei Porsche vermeldet. Alles nur eine Frage der richtigen Zielgruppe. Hinterfragen Sie also, was Ihre Gäste wirklich wollen. Dringen Sie online zielgerichtet dort in punkto Vertrieb ein. Richten Sie Ihr Haus nach wirklichen Bedürfnissen aus. Entwickeln Sie daraus Stärken. Nutzen Sie durchaus die weltweiten Vermarktungsmöglichkeiten der OTA’s und erschaffen Sie mit Ihren Mitarbeitern eine gelebte Philosophie, die sich positiv verbreitet. Darin involvierte Mitarbeiter sind beständiger, treuer und leistungsfähiger.
Warten Sie nicht, bis Verbände oder Organisationen tätig werden. Wer zwei hilfreiche Hände dringend sucht, findet sie am Ende seiner Arme. Anpacken! Umsetzen! Ideen entwickeln! Das Telefon wurde erfunden, damit weit entfernte Menschen miteinander sprechen konnten. Nicht weil man damit Pizza bestellen kann. Aber das „Randprodukt“ Pizzaservice machte sich dieser Kommunikationsform zunutze und setzt damit weltweit Milliarden um. Nun haben wir das Internet. Was machen Sie daraus?
Comments