Der Chef steht im Mittelpunkt und somit allen im Weg
Vor zwei Tagen erschien ein guter Artikel in der AHGZ zum Thema, was Manager in der Zukunft zu beachten haben. Der beste Satz darin war: „Die Führungskraft der Zukunft sei der Knoten im Beziehungsnetzwerk mit den meisten Verbindungen, stehe aber zugleich nicht mehr zwingend im Mittelpunkt. Leadership habe folglich nichts mehr mit Hierarchien zu tun; das Arbeiten in Projekten erfordere die Übernahme von Verantwortung durch unterschiedliche Mitarbeiter“. Wir propagieren das schon sehr lange, aber wurden dafür auch lange belächelt. Heute sind unsere Seminare zu diesem Thema gut besucht und arbeiten mit mehreren Landesvertretungen des Dehoga eng zusammen. Der Mangel an Arbeitskräften verursacht vielen Betrieben mittlerweile richtige Umsatzverluste. Dabei sind wir erst am Beginn einer langen Durststrecke, die für viele Betriebe das wirtschaftliche Aus bedeutet.
Zu lange und immer noch, wird am rein operativ ausgerichteten Manager, der in Alleinverantwortung das Budget zu erkämpfen hat, festgehalten. Und er wird, wenn es nicht funktioniert, auch ebenso schnell wieder aus der Verantwortung entlassen. Manch ein Azubi lernt in seiner Ausbildung zwei oder gar drei Direktoren kennen, was natürlich auch bei der gesamten Belegschaft nur weitere negative Eindrücke über die Branche erweckt. Aber trotzdem wird immer noch am Denken festgehalten, dass ein starker Mann (oder Frau) das schon richten wird. Aber die Welt hat sich längst verändert.
Früher stiegen die Gäste in Hotels ab, die von einem stadtweit bekannten Hotelier geführt wurden und lobten ehrfurchtsvoll seine Ordnung und den Service, den er seinen Mitarbeitern wohl beigebracht hat. Sein Name war verbunden mit dem Haus und galt als Marke. Über jeden Zweifel erhaben, immer im Recht und mit hoher Dominanz wurde so der Status des Hauses und dessen Ruf gewahrt. Allerdings gab es schon damals reichlich Mitarbeiter, die sich in solchen Hotels nur deshalb bewarben, weil sie nach einem Jahr ein Zeugnis auf Büttenpapier haben wollten, um die eigene Karriere zu beschleunigen. Heute fragen Bewerber, ob sie aktiv mitgestalten dürfen, eigene Ideen und Potentiale einbringen können oder welche Weiterbildungsmöglichkeiten es gibt. Die Anzahl der Sterne am Eingangsschild sind dabei völlig egal.
Will ein Manager erfolgreich sein, so muss er andere daran teilhaben lassen. Nein, besser noch: die Mitarbeiter machen einen guten Manager erst zu einem besseren. Selbst ein Azubi will nicht die Lösung für eine Aufgabe präsentiert bekommen, sondern sich selbst erarbeiten. Er will den Weg dahin verstehen und dann verbessern. Mitarbeiter von heute sind gut gebildet und streben nach eigener Verbesserung. Work-Life-Balance wird immer als den Ruf nach mehr Freizeit verstanden. Dabei ist es eine Symbiose, wo der Arbeitsplatz auch als freier, kreativer Raum verstanden wird. Google wurde vor Jahren noch belächelt, weil dort Tischtennisplatten und Kicker-Tische herum standen, ein Fitnesscenter errichtet wurde oder Entspannungsräume eingerichtet wurden. Freie Getränkewahl und einige Snacks gab es obendrauf. In einer Gesellschaft voller Singles erwuchs die Firma zur Ersatzfamilie. Und die verlässt man nicht, nur weil die Uhr den Feierabend anzeigt. In kreativen Gruppen entwickelten die Mitarbeiter so parallel den Weltaufstieg des Internetriesen. Mitarbeiter mit Familie profitierten von Betreuungsangeboten oder brachten die Kinder gleich mit. Die Manager gaben den Mitarbeiter viel Spielraum – in gleich doppelter Bedeutung.
Gutes Management von heute stellt auch in Mangelzeiten nicht irgendwelche Mitarbeiter ein, sondern muss die Richtigen zusammenbringen. Dazu muss es die Stärken der Mitarbeiter kennen, fördern und richtig kombinieren. Es muss ein Netzwerk erschaffen und dann mit Input versorgt werden, damit, auch unter Zulassung von Fehlern, erst ein noch größerer Output entstehen kann. So wie man nach innen miteinander umgeht, wird man von außen wahrgenommen. Ein Mitarbeiter lernt nur etwas, wenn er selbst den Bereich der Unverantwortlichkeit verlassen darf.
Das Management sollte nicht an verkrampften Vorstellungen festhalten. Wer loslassen kann, hat zwei freie Hände für neue Aufgaben. Und davon gibt es in der Hotellerie wahrlich genug, denn der Bereich Internet brachte eine Vielzahl an Herausforderungen. Hören Sie endlich auf zu meckern! Eine Bewertung ist eine Kritik, die Ihnen kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Machen Sie was daraus! Ein Onlineportal ist keine Billigplattform. Es sei, sie setzen Ihre Preise selbst zu niedrig an. Und Mitarbeiterforen, wo der Arbeitgeber beurteilt wird, sind keine Denunziantenstationen. Über Ihr Image entscheiden Sie selbst. Auch darüber, wie Sie von anderen wahrgenommen werden.
Übertragen Sie Verantwortung, nicht Anweisungen. Zuständigkeiten einteilen, Zuwendung geben und dann Zuversicht ernten. Wer seinen Job beherrscht und vor allem den Sinn versteht, macht ihn schneller, fehlerfreier, ist motivierter. Wer sich in seinem Team sicher fühlt, ist unangreifbarer. Er bringt sich mehr ein, gestaltet Abläufe aktiv mit und arbeitet von selbst an seinen Schwächen. Innovation kann nicht aus einer Firmenzentrale verordnet werden. Bei aller Zentralisierung, muss in jedem Hotel ein Freiraum für Kreativität und Selbstverwirklichung entstehen. Oder die Mitarbeiter wandern schnell wieder ab.
Personal ist in unserem Land der höchste Kostenblock. Verwalten Sie ihn nicht und haben Sie nicht nur Augen für Sparpotentiale. Ein gut ausgebildeter Mitarbeiter, dem zum Anfang die richtigen Verkaufsmerkmale an die Hand gegeben wurden, entwickelt sich schnell zu einem Umsatzbringer. Es ist teilweise unfassbar, dass der höchste Kostenanteil einer Firma sich selbst überlassen wird, wo dann nur vordiktierte Arbeitsweisen abgestottert werden. Wenn ein Mitarbeiter der Rezeption den RevPar auch nur um einen Euro übers Jahr steigert, müssten Sie Blumen kaufen, aber nicht über den Lohn schimpfen. Solche Mitarbeiter unterstützen nämlich auch die Ziele des Hotels, wenn der Manager abwesend ist. Und von einer solchen gewonnenen Freiheit profitiert auch die Führungsriege. Aber die Voraussetzung zur eigenen Veränderung ist die Erkenntnis. Wer aber nicht erkennt, der tut auch nichts.
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